sábado, 27 de diciembre de 2014

Die innige Anteilnahme I

DER MENSCHENSOHN IST GEKOMMEN UM ZU SUCHEN, WAS VERLOREN IST. Lk 19, 10
Die innige Anteilnahme I
1.- DAS EINZIGE, DAS ER VERDIENT. Wenn der Mensch etwas verdient hat, ist es Anteilnahme (compassio). Keine Preise, keine Loblieder, keine Ehrerbietungen, sondern Barmherzigkeit. Keine Verachtung, keine Ausgrenzung, keine Tortur, sondern Anteilnahme. Die Nähe zum Menschen, uns einlassen und hineingeben in sein Leben, führt uns dazu, ihn zu verstehen, zu begreifen, ihn anzunehmen, denn unsere menschliche Geschichte besteht aus vielen Fehlern und Misserfolgen. Wenn das Böse tiefe Wurzeln geschlagen hat und uns diese Anteilnahme schwer fällt, genügt es, der kompletten Geschichte des Menschen nachzugehen, der der Tyrannei des Bösen unterworfen ist, von der Gegenwart zurück in die Vergangenheit, um die Abscheu, den Widerstand, den Hass, die Verachtung, die Abneigung, den Widerwillen zu überwinden (während die Rechtssprechung ihre Aufgabe verrichten muss, wenn es denn erforderlich ist). Der Mensch – immer Mensch, nie Monster – bleibt des Mitgefühls würdig. Wie oft hätte es genügt, rechtzeitig Liebe, Anteilnahme, Barmherzigkeit, Zärtlichkeit zu erfahren, damit der Mensch nie zur Bestie hätte werden können.

Das menschliche Wesen, das wir so oft meditiert haben, seine Verwaistheit, seine Einsamkeit, seine innere Leere, seine Zerbrechlichkeit, seine Unsicherheit, seine Endlichkeit haben Gott im Innersten bewegt: “Mein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf” (Hosea 11, 8ff) bis zu dem Punkt, dass die Barmherzigkeit über die Strafandrohung siegt. Seine Liebe kehrt immer zum Mitgefühl und zur Zärtlichkeit zurück. “Ist mir denn Efraim ein so teurer Sohn oder mein Lieblingskind? Denn sooft ich ihm auch Vorwürfe mache, muss ich doch immer wieder an ihn denken. Deshalb schlägt mein Herz für ihn, ich muss mich seiner erbarmen. (Jer 31,20; Jes 49, 14ff; 54,7). Weil der Mensch die Barmherzigkeit und die Treue Gottes kennen gelernt hat, ist er fähig, diese Liebe zu erbitten, die alle Blöβe und Bedürftigkeit bedeckt, und Anteilnahme bietet, jenseits allen Rechtes und aller Gerechtigkeit. Diese Bitte aus den tiefsten Tiefen des Unglücks heraus kann sich nur an Gott richten, den Vater der Barmherzigkeit: “Weise uns in unserem Elend nicht zurück, habe Erbarmen mit uns in deiner groβen Huld; nur dein unendliches Erbarmen tilgt unsere Sünden. So dass uns, wenn wir vor dir in deiner Herrlichkeit stehen, der Schutz deines einzigen Sohnes zuteil wird, weit entfernt von der verdienten Verurteilung, und wir nicht bestraft werden wie schlechte Diener. Ja, Meister und allmächtiger Herr, erhöre unser Flehen: wir kennen keinen, der ist wie du. Wir rufen deinen Namen an, denn du bist, der alles in allen bewirkt, und bei dir sind wir in Sicherheit”. [1]

2.- DAS ANGESICHT DER ANTEILNAHME UND BARMHERZIGKEIT.
Gott ist dem Menschen zugewandt, weil er das Werk seiner Hände mit groβer Barmherzigkeit liebt, denn “Jahwe ist ein barmherziger (sanftmütiger, zärtlicher – Rahum) und gnädiger (Hanum) Gott, langmütig, reich an Huld (Hesed) und Treue (Emet) …(Ex 34,6ff)”. Deshalb sieht und hört er den Schrei der Menschheit und kennt die Existenzangst, den Faustschlag der Sünde, die tödliche Wunde des Bösen. “Ich habe das Elend meines Volkes … gesehen und ihre laute Klage … habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. … Darum habe ich beschlossen, euch … zu befreien”. (Ex 3, 7ff) Gott ist voller Mitleid und Erbarmen, seinem Plan der Liebe treu, der das Leben des Menschen ernst nimmt bis hin zu dem Punkt, es selbst anzunehmen, sein eigen zu machen, indem er Menschensohn wird. Er vergisst den Schrei des Armen nicht und lässt die Hoffnung des Demütigen und Bedürftigen nicht scheitern (Psalm 9). Er antwortet auf unser Schreien mit seiner mitfühlenden Gegenwart, die sagt: “Hier bin ich, hier bin ich” (Jes 65, 1) und sich den Menschen in die Hände gibt aufgrund seiner Anteilnahme und zärtlichen Zuwendung, sogar einer von uns wird und unser selbes Schicksal erleidet.

Gott hat die Nacht und das Chaos besiegt durch die Anteilnahme; er hat die Härte, die Distanz, die Gefühlskälte, die Steifheit mit dem innigen Mitgefühl durchbrochen. Er hat unsere widerspenstige Gleichgültigkeit und Distanz mit der treuen und zärtlichen Barmherzigkeit gebeugt, mit der unbesiegbaren Anteilnahme. Der “Menschensohn”[2] ist das Angesicht der göttlichen Barmherzigkeit. Er hat die Menschenmengen aufgenommen, die vom Leben weniger Verwöhnten, die Kranken, die Sünder, alle, die einsam waren, ungeliebt, die sich in dichten Nebeln verirrt hatten … Jede Geste des Sohnes ist Anteilnahme, Barmherzigkeit, Treue, Zärtlichkeit vor allem gegenüber dem Schwachen und dem, der weder in die Nacht noch in die Lüge oder in die hartnäckige Verkrümmung des Bösen flieht. Seine Anteilnahme an uns lieβ ihn zum Rückweg zum Vater werden, der reich an Erbarmen ist. Somit ist die Anteilnahme, die Angesicht, Zeichen, Geste, Fleisch wurde in Jesus, der Rückweg. Deshalb wird nur der, der den Armen liebt und sich auf seine Seite stellt, zu seiner Rechten sitzen beim Hochzeitsmahl des Lammes (Mt 25, 31-46). Jesus, der “barmherzige Hohepriester” (Hebr 2, 17), ist das Angesicht der zärtlichen Anteilnahme, der innigen Barmherzigkeit.

3.- ANTEILNAHME ERWECKEN.
Als Gottessohn und Menschensohn (Daniel 7, 13-14; Johannes 1, 14; 1 Johannes 4,2) wird Jesus Christus sichtbar und bleibt gleichzeitig im Verborgenen, ohne sich hervorzuheben, ohne Bedeutung, denn er offenbart uns die innige Barmherzigkeit, die hinabsteigt, entgegenkommt. Dies ist das apophatische Geheimnis der Menschwerdung: Der unsichtbare Gott wird sichtbar, aber gleichzeitig verbirgt er sich, er zeigt uns, wer Gott ist, und verschleiert ihn in derselben Armut, in der er sich kundtut; er verbirgt sich, der die Anteilnahme selbst ist, in der Kleinheit eines neugeborenen Kindes. Denn es war notwendig, die ausgetrocknete, wasserlose Erde aufzuweichen, und es wird die Kleinheit des neugeborenen Geschöpfes sein, sein bedürftiges, bettelndes Weinen, seine unschuldigen Tränen und sein Lachen, das schlagartig den Raureif und den Tau der Nacht trocknen wird. Weder tremens noch fascinans - weder durch Furchteinflöβen, noch durch leuchtende Anziehungskraft. Gott nimmt am Menschen Anteil, und dies bewegt und erstaunt uns, aber das wirklich Unvermutete, das völlig Neue und Unerwartete für den Menschen ist, Anteil an seinem Gott und Herrn nehmen zu können. Er wollte, dass wir mit ihm mitfühlen, dass wir für ihn dieselbe Zärtlichkeit empfinden, die Er als Vater für uns empfindet, dass wir unseren Stolz und Hochmut vor dieser Kleinheit ablegen, die so viel Zärtlichkeit hervorruft, die alle Gewalt erstarren lässt! Gott wollte leiden, erleiden, und Gegenstand des Mit-leids, des Mitgefühls werden. Von Hirten, von Weisen, von seinen eigenen Eltern … ebenso wie eines Tages von einem Dieb, von römischen Hauptmännern, von seinen eigenen Freunden, von seiner Mutter, von einer groβen Menschenmenge (Jes 52, 1-12) … Ohne Widerstand, ohne Auflehnung nimmt er das Leiden aus Mitgefühl uns gegenüber an. Seine Geburt hinterlieβ diese Spur in der Zeit. Ebenso wie sein Tod und seine Auferstehung.

Er wollte, dass es so ist. So hat es der Sohn im Schoβe der Dreieinigkeit akzeptiert, so hat es der Vater akzeptiert (Joh 3, 16; Phil 2, 6-11). Ein Gott, der es nicht für unter seiner Würde befindet, sich in dieser Art zu sehen, so verachtet, klein, allein, verletzt, der zum Mitgefühl anstatt zur Furcht einlädt, ein Gott, der diesen dramatischen Weg gehen wollte, ist in sich selbst ein wahrhaft mitfühlender Gott, von Barmherzigkeit durchdrungen und würdig, geliebt zu werden.

4.- DER WEG DER ANTEILNAHME.
Dieser Welt, gefangen in der Macht- und Wegwerfkultur, im schrankenlosen Konsum, der keine Rücksicht auf den anderen nimmt, weil er um sich selbst kreist, wurde von diesem Menschensohn widersprochen, klein und winzig, bedürftig und geduldig, ein Baby, das unser Mitgefühl weckt - wobei Er selbst der Mitfühlende ist -, indem er sich uns nähert und unsere Armut annimmt. Der Kleine, der seine “Hand in die Höhle der Schlange” strecken wird (Jes 11, 8), wird uns von der Krippe aus die Worte wiederholen, die er in der Synagoge von Nazareth verkündet hat: “Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe” (Lk 4, 18). Vielleicht ist die Kraft der Schwachen das Zeichen, das uns den Weg weist, dem wir folgen sollen. Unsere als Märtyrer hingerichteten Brüder und Schwestern bringen das Licht in diese Welt voller Hass und Rache, die endlosen Reihen von Männern, Frauen und Kindern, die mit ihren wenigen Habseligkeiten die Grenze zwischen Irak und Syrien überqueren auf der Suche nach einem Zufluchtsort, der Tod der Gläubigen, die in der Moschee durch die Hand ihrer eigenen Brüder sterben aufgrund eines Bruderhasses, die Menschen in den auf den Meeren oder an unzugänglichen Küsten verirrten Flüchtlingsbooten, jeglicher entmutigte Bedürftige, der sich aufgrund seiner Herkunft, seiner Lebensumstände, seiner Religion oder seiner Kultur gezwungen sieht, auf den Straβen unserer Groβstädte zu leben, all dies sollte uns zur Anteilnahme bewegen und unser Leben als Menschen, die wir mit einem mächtigen Apparat von Sicherheiten leben, verwandeln. Er ist gegenwärtig, in ihnen, und zeigt uns den Weg.

Der dem Menschen zugewandte Gott, damit der Mensch zu Gott zurückkehrt, hat den Rückweg aufgezeigt, vom ersten Augenblick an,von seinen ersten Kindestränen an, von seinen ersten Entbehrungen und Unsicherheiten an: die compassio, die Anteilnahme. Weil er Gottessohn ist, kommt er, um uns die Anteilnahme zu schenken, die wir verdienen; weil er Menschensohn ist, weckt er in denselben Menschen die Anteilnahme, der Er als solcher verdient. Erforschen wir die Wege des Mitgefühls, der Anteilnahme, zu denen Er uns von der Krippe aus aufruft, und gehen wir ihnen nach. Im Gebet sowie durch offensive und gewagte Aktionen, beginnend mit Beziehungen in unserer unmittelbaren Nähe, bis hin zu sozialen und politischen Engagements, vom Kleinen bis hin zum Relevanten, von dem, was man nicht sieht, bis hin zum allerseits Offensichtlichen. Gehen wir dem Weg der Anteilnahme nach, erforschen und folgen wir den Spuren – konkret, radikal, verwandelt – die der hinterlassen wird, den wir jetzt als neugeborenes Kind betrachten. Er wird uns zum Menschen führen, dem von ihm so sehr geliebten Geschöpf, und zum Vater, der mit Barmherzigkeit über alle seine Kinder wacht.

Ein glückliches Fest der Geburt des Mitfühlenden und Barmherzigen!

In Verbundenheit mit allen Menschen, besonders denjenigen, die am meisten Anteilnahme, Zärtlichkeit und Barmherzigkeit brauchen.




[1] Hl. Maximus der Bekenner, Discurso ascético; PG 90, 912 (Übersetzung aus dem Spanischen)
[2] Geheimnisvoller Titel, seit jeher im Gedächtnis des Volkes Israels verankert. Wir haben diese Worte verstanden. Es ist Gott, der herabsteigt und einer von uns wird, ein Sohn der Menschen, trotz seiner Gottheit. Trotz seiner Gottheit? Nein, nur Er konnte so Groβes vollbringen. Gott und Mensch sein. Und gerade als Menschensohn wird er uns die erhabene und barmherzige Liebe des Vaters offenbaren.

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